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von Dr. Volkhard Emmrich
Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie sind viele Familienunternehmen mit existenziellen Herausforderungen konfrontiert – auch wenn sie bisher mit einem hervorragenden Geschäftsmodell und wirtschaftlich kerngesund unterwegs waren. Innerhalb weniger Tage muss das Management unverschuldet in den Krisenmodus umschalten, muss lose Enden von der Supply Chain bis zu den Absatzkanälen zusammenhalten, auf Sicht fahren und das Unternehmen ausschließlich über Liquidität steuern - und dies bei rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich laufend ändern bzw. unklar sind. Doch wie in diesem Umfeld den Betrieb aufrechterhalten? Vier Schritte führen durch die bzw. aus der Krise.
Die Sicherung der Liquidität muss ausreichend und in einer sinnvollen Struktur erfolgen.
Eine Phase umfangreicher Kurzarbeit kann sinnvoll genutzt werden, um zu strukturieren welche Prozesse wie remote gehandhabt werden können und für welche physische Anwesenheit erforderlich ist. Eine einheitliche technische Basis, Regularien und Prozessvorgaben für den Remote-Betrieb wie z.B. unternehmensübergreifende Abstimmungen können erarbeitet werden. Durch die dokumentierte Prozesssicherheit wird nicht nur die Handlungsfähigkeit der Unternehmen erhöht, sondern auch Effizienzpotenziale und Skalierungseffekte erschlossen und die Entscheidungsfähigkeit verbessert.
In vielen Branchen ist mittel- und langfristig von einem deutlich geringeren Umsatzniveau auszugehen als vor Ausbruch der Corona-Pandemie, da verfügbares Einkommen wegbricht. Auch die Bereitschaft zur Aufnahme von Krediten wird künftig eher überschaubar sein. Aufgrund der Planungsprämissen der Liquiditätsszenarien ist eine Redimensionierung des Unternehmens und seines Geschäftsmodells vorzunehmen.
Für alle zentralen Prozesse und Arbeitsabläufe sind Mengengerüste abzuschätzen und basierend darauf Ertrags- und Verlustquellen zu selektieren. Es geht darum Standards und Best Practices in den Prozessen bestmöglich zu nutzen, um somit Skalierungseffekte und Effizienzpotenziale trotz geringerem Umsatzniveau zu realisieren. Gerade bei coronabedingter Neukreditaufnahme wird es notwendig sein, die Kapitaldienstfähigkeit nachzuweisen und mittelfristig, d.h. mit Sicherheit bereits ab 2021 ein vernünftiges Verhältnis von EBITDA und Fremdfinanzierung darzustellen. Die Devise für ein bestmögliches EBITDA lautet: Fokussierung auf das Wesentliche auch bei geringerem Umsatz, Nutzung von Standardinstrumenten und Standardprozessen und Verzicht auf alles Unwesentliche.
Gerade aufgrund des fehlenden Volumens sind Prozesse sowie deren Skalierung neu zu justieren, Datenstrukturen zu vereinheitlichen, Silos abzubrechen und der Zugriff auf unikate Daten für alle entlang der Wertschöpfungskette sicherzustellen. Der USP entsteht künftig durch bessere und schnellere Interpretation von Daten, durch größere Reagibilität, durch früheres Wissen und somit bessere Entscheidungen.
Dies alles erfolgt bei deutlich geringeren Beständen, höherem Umschlag und damit einem geringeren Finanzierungsbedarf. Es können also Mittel, die zur Bewältigung der Corona-Krise aufgenommen wurden, zurückgeführt werden, ohne dass dies den EBITDA belastet. Die digitalen Elemente greifen also an drei erfolgsrelevanten Stellen an: Der Rohertrag verbessert sich durch Services und neue Leistungen, das EBITDA steigt durch Ressourcen- und Prozesseffizienz, Working Capital, beanspruchtes Capital und damit notwendiges Finanzierungsvolumen werden reduziert. Bilanzkennzahlen sowie zentrale Kennzahlen, wie die Relation EBITDA zu Verschuldung, werden signifikant verbessert.
Die Nutzung aller Potenziale der Transformation wird also am langen Ende die wirkungsvollste Methode sein, um den Rucksack der Corona-Pandemie loszuwerden und die für Markt und Wettbewerb notwendigen Freiheitsgrade zurückzugewinnen.
Dr. Volkhard Emmrich |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
23. Jahrgang (2020), Ausgabe 3 (März)
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Letzte Aktualisierung: Dienstag, 10. Dezember 2024
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