|
|
||||
| ||||
| ||||
von Daniel Emmrich und Matthias Müller
Was sind die angesagten Themen im Bereich Restrukturierung und Sanierung im Jahr 2024? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends gibt es und welchen "Impact" haben sie? Welche Branchen sind besonders betroffen? Daniel Emmrich und Matthias Müller wagen im "Trendradar 2024" eine Prognose.
Durch die stetige Anpassung der gesetzlichen Regularien verändert sich der Haftungsrahmen der Organe kontinuierlich. Der Aufbau, die Weiterentwicklung und Implementierung eines Krisenfrühwarnsystems sind nicht nur für Manager von Krisenunternehmen unabdingbar. Der §1 Satz 1 des StaRUG verpflichtet jedes Mitglied der Geschäftsführung, ein entsprechendes System im Unternehmen zu etablieren. Das "Fahren auf Sicht" ist eine Pflichtverletzung und führt somit zu deutlich erhöhten Haftungsrisiko. Ein funktionierendes Controlling in Kombination mit einer integrierten Finanzplanung inklusive Szenariobetrachtung muss grundsätzlich ein Tool im Werkzeugkasten eines Chief Financial Officers sein.
ESG und Cyber Security sind keine "Mode-Themen", sondern werden zum festen Bestandteil der Sanierungsstrategie. So hat ESG bereits Einzug in den Entwurf der IDW S6 Neufassung erhalten. Während Cyber Security zwar als akute Bedrohung eingestuft wird, fällt sie im operativen Umgang jedoch unter die "zu versicherbaren Risiken". Spätestens ab 2024 werden beide Themen auch operativ im Rahmen der Sanierung beleuchtet und bewertet. Entsprechende Maßnahmen auf leistungswirtschaftlicher und finanzwirtschaftlicher Seite müssen eingeleitet werden. Ausschlaggebend hierfür sind die Vorgaben der Finanzierer hinsichtlich der Refinanzierungsfähigkeit und somit der Einfluss von ESG und Cyber Security auf die finale Sanierungsaussage.
Die letzten Jahre haben verdeutlicht: Die Umsetzung eines Sanierungskonzepts ist wichtiger denn je und kann meist nicht durch das bestehende Management im Unternehmen geleistet werden. Der Ruf nach erfahrenen CROs ist so laut wie lange nicht – doch der Markt scheint begrenzt. Unternehmen, die frühzeitig erkennen, dass der Einsatz eines Experten im Rahmen der operativen Umsetzung erforderlich ist, sind im Vorteil. Ein CRO ist zweifellos ein zusätzlicher Kostenfaktor in der Restrukturierung, allerdings rechnet sich der Einsatz insbesondere bei einem entscheidungsschnellen und -sicheren CRO sehr bald.
Krisen sind geprägt von Unsicherheit, Misstrauen und mangelnder Transparenz. Deshalb muss in Krisenzeiten eine klare, professionelle und transparente Kommunikation etabliert werden. Sind die Interessen der verschiedenen Stakeholder unterschiedlich gelagert oder stehen sogar im Widerspruch zueinander, muss ein neutraler Kommunikator eingeschaltet werden. Dieser sollte nicht nur proaktiv und synchron kommunizieren, sondern auch verschiedenen Stakeholdern zuhören, deren Position nachvollziehen und bewerten können und so in ein Gesamtbild einordnen. Im Rahmen einer konsensualen Sanierung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, Bedingungen und Voraussetzungen konsequent aber wertschätzend zu verhandeln und so den wirtschaftlich besten Weg zum Erfolg zu gehen.
Die gegenwärtigen wirtschaftlichen Herausforderungen, vor allem im Mittelstand, haben zu einer Diskrepanz zwischen bestehender Fremdkapitalfinanzierung und der aktuellen Unternehmensleistung geführt, was viele Unternehmen an den Rand der Insolvenz drängt. In diesem Kontext ist eine umfassende finanzielle Restrukturierung essenziell, um durch eine Anpassung der Verschuldungsrelationen an die gegenwärtige wirtschaftliche Situation des Unternehmens die Insolvenz abzuwenden und Raum für operative Neuausrichtungen zu schaffen. Diese finanzielle Restrukturierung, die in den Gesamtrestrukturierungsplan des Unternehmens integriert wird, umfasst verschiedene Maßnahmen wie Zinsstundungen und Rangrücktritte und erfordert eine detaillierte Vergleichsrechnung und Expertenbegleitung. Zur Absicherung der Organe und Finanzierer empfiehlt sich die Erstellung eines formalgetriebenen Sanierungskonzeptes.
Daniel Emmrich / Matthias Müller
Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Unternehmensberatung
Nymphenburger Str. 21
D-80335 München
Telefon: +49 (0)89 286 23 - 0
Telefax: +49 (0)89 286 23 - 153
E-Mail: daniel.emmrich@wieselhuber.de
mueller.matthias@wieselhuber.de
Internet: www.wieselhuber.de
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
26. Jahrgang (2023), Ausgabe 12 (Dezember)
Deutsch
/ English
Letzte Aktualisierung: Montag, 9. September 2024
© Krisennavigator, Kiel / Hamburg. Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, Kiel.
Internet: www.krisennavigator.de
|