Ein Spin-Off der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
28. Jahrgang (2025) - Ausgabe 1 (Januar) - ISSN 1619-2389
 

Trendradar 2025 zu
Restrukturierung, Sanierung und Insolvenz

von Daniel Emmrich und Matthias Müller

Überblick

Was sind die angesagten Themen in den Bereichen Restrukturierung, Sanierung und Insolvenz im Jahr 2025? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends gibt es und welchen Impact haben sie? Daniel Emmrich und Matthias Müller wagen eine Prognose im Trendradar 2025.

Trend 1 - Krise richtig nutzen: Sanierung gestalten - Impact 10

Multilaterale Krisen sind aktuell in aller Munde – verschiedene Krisenfaktoren sind allerdings gekommen, um zu bleiben. Das heißt Unternehmen müssen sich langfristig auf ein verändertes Umfeld einstellen. In Zeiten der Hochkonjunktur waren kurzfristige Optimierungen der Kostenstrukturen und der Finanzierungsarchitektur oftmals zur Existenzsicherung ausreichend. Besonders in der aktuellen Situation müssen allerdings zusätzliche strategische Aspekte berücksichtigt werden. Somit geht es bei einer erfolgreichen Sanierung um das Zusammenspiel von strategischer, operativer und finanzieller Restrukturierung. Das bestehende Geschäftsmodell muss neu ausgerichtet werden und auch neue Geschäftsfelder müssen überprüft werden – eine reine Sanierung über Redimensionierung und Effizienzsteigerung springt zu kurz. Deshalb bietet die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage die Chance, ein Unternehmen nicht nur kurzfristig zu retten, sondern langfristig neu und erfolgreich auszurichten.

Trend 2 - Kaufmännische Steuerungsinstrumente:
Bei schwerer See navigationsfähig bleiben - Impact 9

In einer zunehmend komplexen und volatilen Welt gleicht die Rolle eines CFOs der eines erfahrenen Kapitäns, der sein Unternehmen sicher sowohl durch unruhige als auch ruhige Gewässer steuert. Die moderne Unternehmensführung verlangt von CFOs mehr als nur Zahlenverständnis: Sie müssen die finanzielle Stabilität gewährleisten und gleichzeitig Chancen und Risiken in Echtzeit managen. Dadurch wird der CFO zum strategischen Sparringspartner des CEOs, klassische Aufgaben im Finanzwesen werden automatisiert. Dafür braucht es präzise und verlässliche Steuerungsinstrumente, die das Unternehmen durch unvorhersehbare Strömungen und Stürme lenken. Um erfolgreich zu navigieren, muss der CFO gleich drei zentrale Instrumente nahtlos miteinander verknüpfen: Finanzmanagement, Liquiditätssteuerung und ein leistungsfähiges Projektmanagementoffice (PMO).  Nur durch die enge Verzahnung dieser drei Bereiche kann der CFO sicherstellen, dass das Unternehmen auf Kurs bleibt – egal, wie rau oder ruhig das wirtschaftliche Umfeld ist.

Trend 3 - Europäische Regulatorik: Unternehmenssanierung
und Krisenbewältigung anpassen - Impact 8

Die europäische Regulatorik durch EU, ECB, EBA und die Capital Requirements Regulation (CRR) beeinflusst die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen erheblich, insbesondere im Bereich der Non-Performing Exposures (NPEs). Aktuelle Trends zeigen verschärfte Anforderungen an Banken zur Behandlung notleidender Kredite und die Förderung von NPE-Verkäufen, wodurch neue Herausforderungen für Unternehmen entstehen, deren Kredite an Investoren weitergereicht werden. Zudem verlangen erweiterte Transparenzvorgaben und Frühwarnsysteme eine frühzeitige Offenlegung der finanziellen Lage. Die jüngsten regulatorischen Entwicklungen verändern Sanierungsprozesse.

Trend 4 - Finanzierung als Schlüssel zur Sanierung:
Innovative Ansätze zur Krisenbewältigung entwickeln - Impact 8

Die Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen ist in der gegenwärtigen Polykrise zur zentralen Herausforderung für Unternehmen geworden. Erschwerter Kapitalzugang und strengere Kreditvergabe durch Banken fordern den Einsatz innovativer Finanzierungsmodelle und angepasster Kapitalstrukturen, um notwendige Sanierungsprozesse sicherzustellen. Ein effizientes Liquiditätsmanagement und eine belastbare Businessplanung sind essenziell, um das Vertrauen der Kapitalgeber zu stärken und eine solide Finanzierungsbasis zu schaffen. Steigende Finanzierungskosten und hoher Zeitdruck verstärken die Notwendigkeit einer zentralisierten Liquiditätsüberwachung in Krisenzeiten. Praxisorientierte Lösungsansätze für eine nachhaltige und resiliente Finanzierung von Sanierungen sind gefragt.

Trend 5 - Supply Chain Resilienz und Neuausrichtung:
Gegen externe Schocks wappnen - Impact 7

Geopolitische Spannungen, Rohstoffengpässe, Energieunsicherheiten: Eine resiliente Lieferkette ist essenziell, um unternehmerische Stabilität zu gewährleisten. Bisherige Strukturen, die auf Kostenoptimierung und globale Vernetzung ausgelegt waren, erweisen sich nun als verwundbar. Eine tiefgreifende Neuausrichtung, die über reine Effizienzsteigerungen hinausgeht, ist notwendig. Ansätze wie regionale Diversifizierung und Multi- bzw. Nearshoring bieten alternative Beschaffungsmodelle, die Unternehmen besser gegen externe Schocks wappnen können. Zudem gewinnen digitale Technologien – insbesondere in den Bereichen Echtzeitdaten-Analyse, Risiko- und Bestandsmanagement – enorm an Bedeutung. Weitere Lösungsansätze umfassen die Implementierung von Frühwarnsystemen zur proaktiven Identifikation potenzieller Engpässe, die Entwicklung flexibler Partnerschaften mit strategischen Lieferanten sowie die Einführung von Dual- und Multi-Sourcing-Modellen. Unternehmen, die diese Maßnahmen heute ergreifen, positionieren sich nicht nur krisenfester, sondern schaffen auch ein nachhaltiges Fundament für künftiges Wachstum und Wettbewerbsvorteile.

Trend 6 - Staatliche Rettungsmaßnahmen als Sanierungsinstrument:
Chancen und Risiken erörtern - Impact 7

In der aktuellen deutschen Wirtschaftspolitik nehmen staatliche Rettungsmaßnahmen zur Stabilisierung und Sanierung krisengeschüttelter Unternehmen einen zentralen Platz ein. Maßnahmen wie die Teilverstaatlichung der Meyer Werft und die Diskussion um eine mögliche staatliche Unterstützung des Flugtaxi-Start-ups Lilium verdeutlichen den Trend: Der Staat greift gezielt ein, um Unternehmen in strategisch wichtigen Branchen zu stützen und technologische Innovation zu fördern. Diese Eingriffe werfen Fragen nach den kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die Marktstruktur und Wettbewerbsfähigkeit auf.

Autoren

Daniel Emmrich / Matthias Müller
Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Unternehmensberatung
Nymphenburger Str. 21
D-80335 München
Telefon: +49 (0)89 286 23 - 0
Telefax: +49 (0)89 286 23 - 153
E-Mail: daniel.emmrich@wieselhuber.de
mueller.matthias@wieselhuber.de
Internet: www.wieselhuber.de

Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
27. Jahrgang (2024), Ausgabe 12 (Dezember)


Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, Kiel.
© Krisennavigator 1998-2025. Alle Rechte vorbehalten. ISSN 1619-2389.
Internet:
www.krisennavigator.de | E-Mail: poststelle@ifk-kiel.de

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Trendradar 2025 zu
Restrukturierung, Sanierung und Insolvenz

von Daniel Emmrich und Matthias Müller

Überblick

Was sind die angesagten Themen in den Bereichen Restrukturierung, Sanierung und Insolvenz im Jahr 2025? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends gibt es und welchen Impact haben sie? Daniel Emmrich und Matthias Müller wagen eine Prognose im Trendradar 2025.

Trend 1 - Krise richtig nutzen: Sanierung gestalten - Impact 10

Multilaterale Krisen sind aktuell in aller Munde – verschiedene Krisenfaktoren sind allerdings gekommen, um zu bleiben. Das heißt Unternehmen müssen sich langfristig auf ein verändertes Umfeld einstellen. In Zeiten der Hochkonjunktur waren kurzfristige Optimierungen der Kostenstrukturen und der Finanzierungsarchitektur oftmals zur Existenzsicherung ausreichend. Besonders in der aktuellen Situation müssen allerdings zusätzliche strategische Aspekte berücksichtigt werden. Somit geht es bei einer erfolgreichen Sanierung um das Zusammenspiel von strategischer, operativer und finanzieller Restrukturierung. Das bestehende Geschäftsmodell muss neu ausgerichtet werden und auch neue Geschäftsfelder müssen überprüft werden – eine reine Sanierung über Redimensionierung und Effizienzsteigerung springt zu kurz. Deshalb bietet die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage die Chance, ein Unternehmen nicht nur kurzfristig zu retten, sondern langfristig neu und erfolgreich auszurichten.

Trend 2 - Kaufmännische Steuerungsinstrumente:
Bei schwerer See navigationsfähig bleiben - Impact 9

In einer zunehmend komplexen und volatilen Welt gleicht die Rolle eines CFOs der eines erfahrenen Kapitäns, der sein Unternehmen sicher sowohl durch unruhige als auch ruhige Gewässer steuert. Die moderne Unternehmensführung verlangt von CFOs mehr als nur Zahlenverständnis: Sie müssen die finanzielle Stabilität gewährleisten und gleichzeitig Chancen und Risiken in Echtzeit managen. Dadurch wird der CFO zum strategischen Sparringspartner des CEOs, klassische Aufgaben im Finanzwesen werden automatisiert. Dafür braucht es präzise und verlässliche Steuerungsinstrumente, die das Unternehmen durch unvorhersehbare Strömungen und Stürme lenken. Um erfolgreich zu navigieren, muss der CFO gleich drei zentrale Instrumente nahtlos miteinander verknüpfen: Finanzmanagement, Liquiditätssteuerung und ein leistungsfähiges Projektmanagementoffice (PMO).  Nur durch die enge Verzahnung dieser drei Bereiche kann der CFO sicherstellen, dass das Unternehmen auf Kurs bleibt – egal, wie rau oder ruhig das wirtschaftliche Umfeld ist.

Trend 3 - Europäische Regulatorik: Unternehmenssanierung
und Krisenbewältigung anpassen - Impact 8

Die europäische Regulatorik durch EU, ECB, EBA und die Capital Requirements Regulation (CRR) beeinflusst die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen erheblich, insbesondere im Bereich der Non-Performing Exposures (NPEs). Aktuelle Trends zeigen verschärfte Anforderungen an Banken zur Behandlung notleidender Kredite und die Förderung von NPE-Verkäufen, wodurch neue Herausforderungen für Unternehmen entstehen, deren Kredite an Investoren weitergereicht werden. Zudem verlangen erweiterte Transparenzvorgaben und Frühwarnsysteme eine frühzeitige Offenlegung der finanziellen Lage. Die jüngsten regulatorischen Entwicklungen verändern Sanierungsprozesse.

Trend 4 - Finanzierung als Schlüssel zur Sanierung:
Innovative Ansätze zur Krisenbewältigung entwickeln - Impact 8

Die Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen ist in der gegenwärtigen Polykrise zur zentralen Herausforderung für Unternehmen geworden. Erschwerter Kapitalzugang und strengere Kreditvergabe durch Banken fordern den Einsatz innovativer Finanzierungsmodelle und angepasster Kapitalstrukturen, um notwendige Sanierungsprozesse sicherzustellen. Ein effizientes Liquiditätsmanagement und eine belastbare Businessplanung sind essenziell, um das Vertrauen der Kapitalgeber zu stärken und eine solide Finanzierungsbasis zu schaffen. Steigende Finanzierungskosten und hoher Zeitdruck verstärken die Notwendigkeit einer zentralisierten Liquiditätsüberwachung in Krisenzeiten. Praxisorientierte Lösungsansätze für eine nachhaltige und resiliente Finanzierung von Sanierungen sind gefragt.

Trend 5 - Supply Chain Resilienz und Neuausrichtung:
Gegen externe Schocks wappnen - Impact 7

Geopolitische Spannungen, Rohstoffengpässe, Energieunsicherheiten: Eine resiliente Lieferkette ist essenziell, um unternehmerische Stabilität zu gewährleisten. Bisherige Strukturen, die auf Kostenoptimierung und globale Vernetzung ausgelegt waren, erweisen sich nun als verwundbar. Eine tiefgreifende Neuausrichtung, die über reine Effizienzsteigerungen hinausgeht, ist notwendig. Ansätze wie regionale Diversifizierung und Multi- bzw. Nearshoring bieten alternative Beschaffungsmodelle, die Unternehmen besser gegen externe Schocks wappnen können. Zudem gewinnen digitale Technologien – insbesondere in den Bereichen Echtzeitdaten-Analyse, Risiko- und Bestandsmanagement – enorm an Bedeutung. Weitere Lösungsansätze umfassen die Implementierung von Frühwarnsystemen zur proaktiven Identifikation potenzieller Engpässe, die Entwicklung flexibler Partnerschaften mit strategischen Lieferanten sowie die Einführung von Dual- und Multi-Sourcing-Modellen. Unternehmen, die diese Maßnahmen heute ergreifen, positionieren sich nicht nur krisenfester, sondern schaffen auch ein nachhaltiges Fundament für künftiges Wachstum und Wettbewerbsvorteile.

Trend 6 - Staatliche Rettungsmaßnahmen als Sanierungsinstrument:
Chancen und Risiken erörtern - Impact 7

In der aktuellen deutschen Wirtschaftspolitik nehmen staatliche Rettungsmaßnahmen zur Stabilisierung und Sanierung krisengeschüttelter Unternehmen einen zentralen Platz ein. Maßnahmen wie die Teilverstaatlichung der Meyer Werft und die Diskussion um eine mögliche staatliche Unterstützung des Flugtaxi-Start-ups Lilium verdeutlichen den Trend: Der Staat greift gezielt ein, um Unternehmen in strategisch wichtigen Branchen zu stützen und technologische Innovation zu fördern. Diese Eingriffe werfen Fragen nach den kurz- und langfristigen Auswirkungen auf die Marktstruktur und Wettbewerbsfähigkeit auf.

Autoren

Daniel Emmrich / Matthias Müller
Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Unternehmensberatung
Nymphenburger Str. 21
D-80335 München
Telefon: +49 (0)89 286 23 - 0
Telefax: +49 (0)89 286 23 - 153
E-Mail: daniel.emmrich@wieselhuber.de
mueller.matthias@wieselhuber.de
Internet: www.wieselhuber.de

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Letzte Aktualisierung: Freitag, 24. Januar 2025

       

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