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Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389): Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher |
von Dr. Lutz Mackebrandt und Claudio Ciacci
Nach der Wiedervereinigung entwickelte sich eine mittelständische Großwäscherei in Ostdeutschland zu einem florierenden Unternehmen. Weitere Investitionen verursachten jedoch unvorhergesehene Folgekosten, so dass die Großwäscherei in ernste Schwierigkeiten geriet und im Januar 2003 einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellte.
Auf Anregung des vorläufigen Insolvenzverwalters ordnete der zuständige
Amtsrichter das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an. Da sich die ertrags-
und liquiditätswirtschaftliche Lage des Unternehmens zu verschlechtern drohte,
stellte die schnellstmögliche Beendigung des Insolvenzverfahrens durch einen
Insolvenzplan die einzig realistische Rettungsmöglichkeit dar. Das Restrukturierungskonzept sah u.a. vor, den Geschäftsbereich "Wäscherei", der 85 Prozent des Umsatzes ausmachte, fortzuführen, und die Geschäftseinheiten "Annahmestellen" sowie "Chemische Reinigung" zu schließen.
Die Sanierung der Großwäscherei mittels Insolvenzplan war u.a. deshalb sinnvoll, weil im Falle der Unternehmenszerschlagung hohe Masseverbindlichkeiten angefallen wären. Zudem standen keine Investoren für eine Auffanglösung bereit, und die Sicherungsgläubiger konnten durch die Fortfinanzierung weiterhin Erträge erwirtschaften.
Mit Hilfe des Insolvenzplans konnte das Insolvenzverfahren verhältnismäßig
schnell beendet werden. Aus der Sanierung resultierte ein entschuldetes und ertragswirtschaftlich sowie liquiditätsmäßig saniertes Unternehmen, in dem 51
von 62 Arbeitsplätzen gerettet werden konnten.
Das Insolvenzplanverfahren mit Eigenverwaltung eignet sich somit nicht nur
für Großinsolvenzen, sondern unter bestimmten Umständen auch zur Sanierung
von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Es folgt den Grundsätzen der
bestmöglichen Gläubigerbefriedigung und beschleunigt das Insolvenzverfahren
dadurch, dass es die Kenntnisse und Fähigkeiten des Schuldners nutzt.
Dr. Lutz Mackebrandt ist Gründer, Partner und Vorstand der CMS Societät für Unternehmensberatung AG in Berlin. Dipl.-Wirtschafts-Ing. Claudio Ciacci ist Gründer, Partner und Vorstand des gleichen Unternehmens.
Dr. Lutz Mackebrandt Claudio Ciacci
Die ausführliche Fallstudie mit zahlreichen Detailinformationen ist im folgenden Sammelband enthalten:
Frank Roselieb / Marion Dreher (Hrsg.), |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
10. Jahrgang (2007), Ausgabe 9 (September)
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Letzte Aktualisierung: Mittwoch, 6. November 2024
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