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Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389): Vervielfältigung und Verbreitung - auch auszugsweise - nur mit ausdrücklicher |
von Volker Riedel
Nach einer fünfjährigen Wachstumsphase benötigte ein deutscher Gebrauchsgüterhersteller finanzielle Mittel, um ein eigenes Markenprofil für den internationalen Markt zu entwickeln. Durch die Übernahme zweier defizitärer Produktionsstandorte eines Wettbewerbers hatte das Unternehmen zwar strategisch wichtige Kunden und Marktanteile erworben, aber auch deren Verluste. Zudem waren die insgesamt acht Gesellschaften des Unternehmens unzureichend integriert.
Die Sanierung erfolgte in zwei Phasen. In der ersten, achtzehn Monate andauernden Rekonfigurationsphase wurde die komplexe Konzernstruktur durch einen Downstream Merger zerschlagen. Die Konzentration auf ein zentrales Unternehmen erfolgte durch Cost Cutting sowie Prozess- und Qualitätsoptimierungen. Dazu gehörte u.a. das Schließen defizitärer Standorte, die Neufokussierung der Vertriebskanäle sowie das Ausscheiden der Minderheitsgesellschafter. Bei gleichzeitiger Erhöhung von Kapazität und Produktivität konnten die Fixkosten auf diese Weise um 50 Prozent gesenkt werden.
Zur bilanziellen Sanierung und Liquiditätssicherung konzentrierte sich das Unternehmen auf wenige Finanzierungspartner und reduzierte die Forderungsreichweiten sowie die durchschnittliche Lagerdauer. Ersteres gelang durch die Umsetzung eines stringenten Forderungsmanagements, letzteres durch eine Neuordnung des Warenbestandsmanagements mit einem überarbeiteten Produktsortiment und harmonisierten Lieferzeiten. Die gesamte erste Sanierungsphase wurde darüber hinaus von einem kaufmännischen Interimsmanagement und regelmäßigen Lenkungsausschusssitzungen begleitet.
Nachdem die Phase der Verluste beendet war, begann die zweite Sanierungsphase. Hier galt es nun, die strategische Position auszubauen bzw. zu stärken. Durch den Aufbau einer vom Produktionsstandort unabhängigen Dachmarke wurden weitere Kostenvorteile für den Produktionsbetrieb erzielt und die Internationalisierung des Unternehmens gesichert. Zur Finanzierung dieser Aktivitäten wurden neue Finanzpartner gesucht.
Aus einer äußerst schwierigen Situation heraus hat das Unternehmen den Turnaround geschafft und sich in seinem Kernsegment zu Europas größtem Serviceanbieter entwickelt. Dies konnte nur mithilfe einer nachhaltigen Sanierung – also der Rekonfiguration von Strukturen und der umfassenden bilanziellen Sanierung – gelingen.
Volker Riedel ist Senior Projektleiter bei der Unternehmensberatung
Dr. Wieselhuber & Partner GmbH in München.
Volker Riedel
Die ausführliche Fallstudie mit zahlreichen Detailinformationen ist im folgenden Sammelband enthalten:
Frank Roselieb / Marion Dreher (Hrsg.), |
Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
10. Jahrgang (2007), Ausgabe 9 (September)
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Letzte Aktualisierung: Montag, 9. September 2024
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